Oft meinen wir, es ginge um einen reinen „Sachkonflikt“; Versuche, das Problem allein auf der Sachebene zu lösen, scheitern aber.
Wenn wir uns jetzt dafür öffnen, im Bearbeiten des Konfliktes Bezüge zu unserer Lebensgeschichte und zu vielleicht noch unerkannten, tieferen Schichten unserer Persönlichkeit zuzulassen, entsteht eine neue Sichtweise auf das Geschehen und damit finden sich auch neue Lösungsansätze. Allerdings sollten wir bereit sein auszuhalten, dass die Lösung sich hier eher als ein Weg zeigt – eine Handlungsanweisung, die das Problem ein für alle mal behebt, wird selten gefunden werden.
Auf einer Fahrt erfuhr Rabbi Jehuda Zwi von Stretyn, daß Rabbi Schimon von Jaroslaw in der entgegengesetzten Richtung desselben Weges fahre. Er stieg aus dem Wagen und ging ihm entgegen. Aber auch Rabbi Schimon hatte von seinem Nahen gehört, war ausgestiegen und kam ihm entgegen. Sie begrüßten einander brüderlich. Dann sprach Rabbi Jehuda Zwi: »Jetzt ist mir der Sinn des Spruchs aufgegangen: ›Mensch und Mensch begegnen, Berg und Berg begegnen nicht.‹ Wenn der eine sich für einen einfachen Menschen hält und der andre desgleichen, können sie einander begegnen. Wenn aber der eine sich für einen hohen Berg hält und der andre desgleichen, können sie einander nicht begegnen.«
(aus Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim)